Big Magic: Nimm dein Leben in die Hand und es wird dir gelingen – Elizabeth Gilbert | Eine Rezension
Hinweis: Ich habe das Buch selbst gekauft. Es handelt sich um eine persönliche Lektüreempfehlung ohne wirtschaftliche Verbindung zur Autor*in oder zum Verlag. Aus rechtlichen Gründen kennzeichne ich den Beitrag dennoch als Werbung.
Ein inspirierender Ratgeber über kreatives Leben – charmant, tiefsinnig und voller Optimismus
Big Magic: Nimm dein Leben in die Hand und es wird dir
gelingen von Elizabeth Gilbert ist streng genommen ein Sachbuch über
Kreativität. Doch es ist weit mehr als ein staubtrockener Ratgeber. Nach ihrem
Welterfolg Eat Pray Love legt Gilbert hier ein sehr persönliches Werk
und leidenschaftliches Plädoyer für ein kreatives Leben vor. Die Autorin teilt
Anekdoten und Erkenntnisse aus ihrem eigenen Werdegang, um zu zeigen, wie man
durch Vertrauen in die eigene Inspiration seinen Weg findet. Als Leserin (und
als Lektorin) hat mich besonders beeindruckt, mit welcher Offenheit, Weisheit
und humorvollen Leichtigkeit Gilbert über die Ängste und Freuden des kreativen
Schaffens schreibt.
Literarische Qualität
Gilbert schreibt so, als würde sie mit uns am Küchentisch
sitzen: direkt, warmherzig und gespickt mit ironischem Witz. Tatsächlich wurde
das Buch vom People Magazine treffend als „eine Ode an die
Kreativität […] – sehr direkt, herzlich und lustig geschrieben“ gelobt.
Diese Ungezwungenheit macht die Lektüre äußerst zugänglich. Die deutsche
Übersetzung von Britt Somann-Jung (FISCHER 2017) fängt den lebendigen Plauderton
hervorragend ein, so dass auch in der Übersetzung nichts von Gilberts Charme
verloren geht.
Obwohl es sich um einen Ratgeber handelt, zeigt die Autorin
ein feines Gespür für Sprache und Erzählrhythmus. Sie gliedert das Buch in
sechs Teile: Mut, Verzauberung, Erlaubnis, Beharrlichkeit, Vertrauen und Göttlichkeit.
Sie führt die Leser*innen damit Schritt für Schritt durch die Facetten des
kreativen Prozesses. Dabei streut sie immer wieder pointierte Aussagen und
Metaphern ein, die im Gedächtnis bleiben. So heißt es an einer Stelle: „Ein
kreatives Leben ist ein verstärktes Leben. Es ist ein größeres Leben, ein
glücklicheres Leben, ein erweitertes Leben und ein verdammt viel
interessanteres Leben.“ Solche Sätze laden zum Innehalten und Markieren
ein. Als Vielleserin und Lektorin schätze ich besonders, dass jeder dieser
Sätze sitzt: Gilberts Sprachstil ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch
präzise und authentisch, ohne je belehrend zu wirken.
Psychologische Tiefe
Neben der Sprache besticht Big Magic durch die überraschende
psychologische Tiefe. Gilbert spricht Ängste, Selbstzweifel und den
Perfektionismus an, die viele Kreative plagen. Sie kennt diese „Dämonen“ aus
eigener Erfahrung. In ihrer Kindheit war sie nach eigener Aussage ein sehr
ängstliches, sensibles Kind. Im Buch begegnet sie der Angst jedoch mit
charmantem Pragmatismus: Anstatt die Angst zu verdrängen, gibt sie ihr bildlich
gesprochen einen Platz auf dem Beifahrersitz ihres Lebens, lässt sie aber „niemals
ans Steuer“. Diese einprägsame Metapher macht deutlich, dass Furcht zwar
ein ständiger Begleiter im kreativen Prozess ist, aber nicht die Kontrolle
übernehmen darf.
Empathisch werden die inneren Blockaden vieler Menschen
beleuchtet. Gilbert schreibt offen darüber, wie sehr wir uns vom Streben nach
Perfektion lähmen lassen. „Perfection murders joy“ (Perfektionismus
erstickt die Freude), warnt sie eindringlich. Stattdessen plädiert Gilbert
dafür, das Ergebnisse nie über den Spaß am Tun zu stellen. Ihre Botschaft: Sei
mutig genug, unvollkommene Werke zu schaffen, denn nur so entfaltest du dein
kreatives Potenzial. Diese Haltung ist fast therapeutisch. Big Magic
ermuntert dazu, die eigenen inneren Saboteure liebevoll in die Schranken zu
weisen. Beim Lesen hatte ich mehrmals das Gefühl, die Autorin spräche direkt zu
meinen eigenen Befürchtungen. Die psychologische Wirkung ist nachhaltig: Man
fühlt sich verstanden und ermutigt, den eigenen Ideen endlich Raum zu geben.
Gesellschaftliche Relevanz
Obwohl Gilberts Buch vor allem sehr persönlich gehalten ist,
trägt es auch eine gesellschaftliche Botschaft in sich. Big Magic
fordert ein Umdenken im Umgang mit Kreativität: Weg von der elitären
Vorstellung, nur „begnadete“ Künstler dürften kreativ sein, hin zu der
Überzeugung, dass kreatives Leben jedem Menschen offensteht. In einer Welt, die
Produktivität und Perfektion oft über spielerische Kreativität stellt, erinnert
Gilbert mit großer Dringlichkeit daran, dass erst kreatives Schaffen unser
Leben wirklich erfüllend macht. Diese Aussage hat heute hohe Aktualität. Gerade
in Zeiten, in denen viele unter Leistungsdruck oder Angst vor dem Scheitern
stehen, wirkt Gilberts Perspektive befreiend. Sie spricht insbesondere auch
Frauen aus dem Herzen, die sich oft noch stärker von der Angst vor Fehlern
ausbremsen lassen. Die Autorin beobachtet, dass viele Frauen glauben, sie
dürften sich erst kreativ ausleben, wenn alles perfekt ist. Ein Glaubenssatz,
der Kreativität im Keim erstickt. Big Magic hält dagegen und ermutigt
dazu, unvollkommen und dennoch begeistert zu schaffen.
Zudem hat Big Magic eine beachtliche Resonanz in der
Kreativszene ausgelöst. Für viele Künstler*innen und Maker avancierte es zu
einer Art moderner „Kreativitäts-Bibel“. So empfahl etwa die deutsche
Sängerin Leslie Clio das Buch mit den Worten, es zeige „wie man freudig,
frei und leidenschaftlich ein kreatives Leben lebt“ und sie betont, dass
sie durch die Lektüre begriffen hat, „dass ich in keinem meiner Gedanken
über mein Leben als Künstlerin alleine bin“. Solche Stimmen aus der Praxis
unterstreichen die gesellschaftliche Relevanz von Big Magic: Das Buch
fördert einen offenen Dialog über Kreativität und schafft Verbundenheit unter
Kreativen jenseits von Altersgruppen oder Disziplinen. Es erinnert daran, dass
schöpferisches Tun kein Luxus einiger weniger ist, sondern ein menschliches
Grundbedürfnis, das uns alle bereichern kann.
Persönliche Wirkung & Fazit
Für mich persönlich war Big Magic mehr als nur ein Sachbuch.
Es war eine wohltuende Erinnerung daran, warum ich kreativ arbeite. Schon
während des Lesens spürte ich dieses wohlige Gefühl, wenn ein Buch genau zur
richtigen Zeit kommt. Elizabeth Gilberts Worte haben mich ermutigt, meine
eigenen Ideen ernster zu nehmen und spielerischer mit meinem Schaffensprozess
umzugehen. An manchen Stellen musste ich lächeln oder nicken, weil ich mich
ertappt fühlte. Etwa wenn Gilbert beschreibt, wie wir uns selbst mit Zweifeln
sabotieren, oder wenn sie augenzwinkernd erzählt, dass Ideen manchmal „magisch“
den Menschen finden, der bereit ist, sie umzusetzen. Ich habe Big Magic
mit dem Gefühl aus der Hand gelegt, eine freundschaftliche Umarmung und einen
beherzten Tritt in den Hintern zugleich bekommen zu haben.
Kurz gesagt: Big Magic ist, wie es die Zeitschrift Freundin
auf den Punkt brachte, ein echter „Mutmacher“. Wer selbst schreibt,
malt, musiziert oder einfach spürt, dass da eine ungelebt kreative Seite in ihm
schlummert, wird in Big Magic einen funkelnden Schatz finden.
Quellenhinweise
Für diese Rezension habe ich neben dem Buch selbst auch öffentliche Sekundärquellen berücksichtigt. Hintergrundinformationen und Pressestimmen entstammen der Verlagsseite von S. Fischerfischerverlage.de sowie einem Interview mit Elizabeth Gilbert im Guardian (September 2015) theguardian.com und gentlecreative.com. Die Buchempfehlung der Sängerin Leslie Clio wurde der ZEIT-Website (Freunde der Zeit, 2023) entnommen verlag.zeit.de. Zitate aus dem Buch Big Magic stammen aus der deutschen Ausgabe (FISCHER Taschenbuch, 2017, Übersetzung: Britt Somann-Jung). Die Rezension spiegelt ausschließlich meine persönliche Lektüre und unabhängige Meinung wider.
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